Safran aus Mitteldeutschland: Ein Erfolgsmodell mit Zukunft

Safran zählt zu den kostbarsten Gewürzen der Welt und wurde bislang fast ausschließlich importiert, etwa aus dem Iran. Doch in Mitteldeutschland wächst nun ein alternatives Modell heran: In Altenburg wurde der Safrananbau zur regionalen Erfolgsgeschichte mit wirtschaftlicher, kultureller und touristischer Strahlkraft. Was als Forschungsprojekt begann, hat sich – auch durch die Förderung über das Bundesmodellvorhaben UNTERNEHMEN REVIER – zu einem übertragbaren Konzept für ganze Regionen entwickelt.

Andrea Wagner, Teil der Geschäftsführung vom Altenburger Safran und Leiterin des gemeinnützigen Forschungszentrums W³ Wandel-Werte-Wege gGmbH, baut zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Frank Spieth seit mehreren Jahren Safran im thüringischen Altenburg an. „Wir haben zunächst Grundlagenforschung betrieben, wie Safran unter hiesigen Bedingungen wächst. Dann ging es darum, das Wissen weiterzugeben und Partner zu finden“, erklärt Andrea Wagner. Besonders erfreulich ist die Übertragung des Konzepts nach Torgau: „Dort wurde unser Ansatz nahezu eins zu eins übernommen. Seit vorletztem Jahr wird dort Safran angebaut.“ Am besten wachse der Safran in niederschlagsarmen Regionen mit guter Bodenqualität, so Andrea Wagner weiter.

Das Safran Projekt in Altenburg wurde in der Anfangsphase durch UNTERNEHMEN REVIER gefördert. Mit dem Bundesmodellvorhaben leistet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemeinsam mit regionalen Partnern seit 2017 einen aktiven Beitrag für den Strukturwandel in den vier deutschen Braunkohleregionen. Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung: „Das Safran-Projekt zeigt beispielhaft, wie die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis gelingen kann und so der Strukturwandel zum Erfolg wird. Es freut uns sehr, dass sich das Projekt mithilfe von UNTERNEHMEN REVIER etablieren konnte und nun zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Braunkohleregion beiträgt.“

Das Projekt „Safrananbau in Altenburg“ wurde mit 126.815 Euro gefördert und als übertragbares Modell für andere Regionen weiterentwickelt.

Historisches Wissen trifft moderne Landwirtschaft

Der Standort Altenburg für den Safrananbau ist kein Zufall: Die Region blickt auf eine historische Safrantradition zurück. Auch in Torgau gab es bereits zur Zeit von Friedrich dem Weisen eine Verbindung zum Safran. „Schon in der Renaissancezeit unter dem sächsischen Kurfürsten, der in Torgau eine Residenz hatte, wurde in Mitteldeutschland Safran angebaut. Damals gab es eine enge Verbindung zwischen Altenburg und Nordsachsen“, berichtet Dr. Harald Alex, gelernter Gärtner, der 2022 in Torgau mit dem Anbau begann.

Auch in Döbritz oder entlang der alten Handelsstraße gibt es historische Spuren. „Die Handelsstraße ging von Leipzig über Jena nach Erfurt“, ergänzt Andrea Wagner.

Tourismusfaktor mit großer Anziehungskraft

Doch der Safran ist weit mehr als nur ein landwirtschaftliches Produkt. Er entfaltet auch touristisches Potenzial. „Der Safrananbau schafft für Altenburg maximale Aufmerksamkeit“, sagt Jeannette Kreyßel vom Tourismusverband Altenburger Land.

Mit Workshops zu Safran-Schinken, -Käse und -Backwaren, -Verkostungen und einem eigenen „Safran-Trail“ wird das Thema erlebbar. „Der Safran, egal für welchen Leistungsträger, sei es für die Beherbergungsbetriebe, für die Gastronomiebetriebe oder auch für die Freizeiteinrichtungen, ist ein wunderbares Produkt, um die Saison zu verlängern. Das heißt, wir haben jetzt wirklich bis in den November hinein Touristen vor Ort. Der wirtschaftliche Nutzen für die Region ist groß“, erklärt Jeannette Kreyßel.

Die Safranprodukte sind das Ergebnis eines Produzenten-Stammtischs: „Dort haben wir den Safran regionalen Produzenten vorgestellt“, berichtet sie weiter. Für die Zukunft sei geplant, Safran auch im Stadtbild stärker sichtbar zu machen – etwa durch eine große Pflanzaktion im Juni.

Auch in Torgau hat der Safran längst seinen Platz gefunden. „Unsere jährlichen Safran-Tage sind mittlerweile ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender. Wir haben sogar Anfragen aus anderen Regionen, die von unseren Erfahrungen profitieren möchten und Kontakt mit iranischen Safranexperten, von denen wir viel lernen können“, berichtet Dr. Harald Alex.

Auf dem Weg zur mitteldeutschen Safranstraße

Die Vision für die kommenden Jahre ist klar: Safran soll in Mitteldeutschland weiter wachsen – wirtschaftlich, touristisch und symbolisch. „Wir wollen eine Route schaffen, die verschiedene Anbauorte verbindet und touristisch erlebbar macht“, erklärt Andrea Wagner. Die „mitteldeutsche Safranstraße“ soll neben Altenburg und Torgau künftig weitere Regionen einbinden. „Es soll eine touristische Route entstehen, die historische Hintergründe, moderne Anbauflächen und regionale Produkte vereint.“

Fotos: Mitteldeutscher Rundfunk